Das Formikarium im Naturmuseum St. Gallen
Im Naturmuseum St.Gallen ist seit 1996 eine Kolonie mit Waldameisen zu sehen. Die Ameisen werden in einem sogenannten Formikarium gehalten. Lebende Waldameisen lassen sich auch im Naturmuseum Frauenfeld und im Naturhistorischen Museum Bern bestaunen.
Das Formikarium besteht aus 4 mit einander verbundenen Bereichen: dem Nestbereich, dem Futterplatz, dem Becken mit Nestmaterial und dem Friedhof. Der Hauptteil besteht aus dem überdachten Nest. Das Nest haben die Ameisen selber aus dem bereit gelegten Nestmaterial aufgeschichtet. Als Ausgangspunkt diente ein Baumstrunk, der in den Boden gesteckt wurde. Der Boden besteht aus Erde, die regelmässig befeuchtet wird. Von unten wird die Erde künstlich gekühlt, um die natürlichen Temperatur- und Feuchtigkeitsbedingungen im Freiland nachzuahmen.
Im Inneren des Nestes leben die Königinnen. Sie legen Eier und werden von den Arbeiterinnen gepflegt. In eigenen Brutkammern werden die Larven und Puppen gepflegt. Daneben werden Vorratskammern unterhalten, in denen mit dem eingesammelten Futter Pilze gezüchtet werden. Im Frühling werden geflügelte Geschlechtstiere erzeugt – Prinzen und Prinzessinnen, die gemeinsam zum Hochzeitsflug aufbrechen. Aus unbefruchteten Eiern schlüpfen männliche Ameisen. Aus befruchteten Eiern entwickeln sich je nach Jahreszeit, Klima und Ernährung Arbeiterinnen oder Königinnen.
Vom Nest aus können die Tiere durch ein Rohr in den zweiten Bereich wandern, wo Futter und Trinkwasser angeboten wird. Als Nahrung erhalten die Ameisen eine Mischung aus Honig, Ei, Mineralsalzen und Vitaminen. Daneben werden gelegentlich Obst, Fleisch und Insekten angeboten.
In einem weiteren Becken finden die Ameisen Tannennadeln für den Ausbau des Nestes. Von dort gelangen sie weiter zum „Friedhof“, wo tote Ameisen und Puppenhüllen entsorgt werden. Ihrem natürlichen Instinkt gehorchend tragen sie diese möglichst weit weg vom Nestbereich. Sie vermindern damit die Gefahr, dass sich Krankheiten in der Kolonie ausbreiten.
Die im Naturmuseum gehaltenen Waldameisen gehören zur Art Formica polyctena, Rote oder Kahlrückige Waldameise. Nester dieser Art können über 100 Königinnen und mehr als 100'000 Arbeiterinnen enthalten. Unsere Kolonie weist zur Zeit mehrere Hundert Ameisen auf. Im Freien kann eine Ameisenkolonie Jahrzehnte alt werden, indem immer wieder neue Königinnen nachgezogen werden.
Gerne bietet das Naturmuseum Führungen für Schulklassen zum Thema an. Naturmuseum St. Gallen